Seh­be­hin­der­ten­zen­trum ver­bin­det Brand­schutz­maß­nah­men mit Hei­zungs­mo­der­ni­sie­rung 

Auch bei mehr als 30 Jahre alten Fuß­bo­den­hei­zun­gen lässt sich der ther­mi­sche Kom­fort nach­träg­lich ver­bes­sern. Im Seh­be­hin­der­ten- und Blin­den­zen­trum Südbayern (SBZ), Unter­schleiß­heim bei München, wur­den im Zuge von brand­schutz­tech­ni­schen Maß­nah­men in den Inter­nats- und Tages­stät­ten­ge­bäu­den Ein­zel­raum­re­ge­lun­gen von Thermozyklus nachgerüstet.

Warm­was­ser-Fuß­bo­den­hei­zun­gen ent­spre­chen der Ide­al­vor­stel­lung vie­ler Archi­tek­ten, Bau­her­ren und Nut­zer: Die Behag­lich­keit ist hoch, Bar­fuß­ge­her fühlen sich durch den war­men Fuß­bo­den geschmei­chelt, Archi­tek­ten stel­len die archi­tek­to­ni­sche Frei­heit in der Raum­ge­stal­tung her­aus und Hygie­ni­ker loben die geringe Staub­auf­wir­be­lung und die tro­ckene Wärme, die das Wachs­tum von Haus­staub­mil­ben und Schim­mel unter­bin­det. Da die Inves­ti­ti­ons­kos­ten von Warm­was­ser-Fuß­bo­den­hei­zun­gen höher sind als die von Radia­to­ren­hei­zun­gen, wurde in der Ver­gan­gen­heit oft an der Rege­lung gespart.

Typisch für Fuß­bo­den­hei­zun­gen aus den 1970er bis 1990er Jah­ren ist die kol­lek­tive Rege­lung der Vor­lauf­tem­pe­ra­tur für alle Räume nach der Außen­tem­pe­ra­tur. Ein­zel­raum­re­ge­lun­gen waren bis zur ver­pflich­ten­den Einführung im Rah­men der Ener­gie­ein­spar­ver­ord­nung (EnEV 2002) im Neu­bau eher die Aus­nahme. Unbe­stä­tig­ten Mel­dun­gen zufolge wur­den bis dahin rund 90 % aller Fuß­bo­den­hei­zun­gen zen­tral nach der Außen­tem­pe­ra­tur gere­gelt.

Auch beim Bau des Seh­be­hin­der­ten- und Blin­den­zen­trums Südbayern in Unter­schleiß­heim im Jahr 1983 ent­schie­den sich Archi­tekt, Pla­ner und Bau­herr überwiegend für den Ein­satz der Fuß­bo­den­hei­zung, ins­be­son­dere in den zwölf Häu­sern der Inter­nats- und Tages­stät­ten­grup­pen. Die Regel­größe für die Vor­lauf­tem­pe­ra­tur der Fuß­bo­den­hei­zung errech­nete sich aus dem 3‑Ta­ges-Mit­tel­wert der Außen­tem­pe­ra­tur.

Damals setz­ten die Her­stel­ler von Fuß­bo­den­hei­zun­gen auf den hohen Selbst­re­ge­lungs­ef­fekt und die aus­glei­chende Spei­cher­wir­kung des Gebäu­des. Regel­bare Pum­pen und der heute obli­ga­to­ri­sche hydrau­li­sche Abgleich hat­ten – wenn überhaupt – eine eher unter­ge­ord­nete Bedeu­tung. Im Fall der SBZ-Lie­gen­schaft regelte ein ein­zi­ger Außenfühler die Vor­lauf­tem­pe­ra­tu­ren von acht Häu­sern –mit den bekann­ten Nach­tei­len: zu warm, zu kalt, Fein­re­gu­lie­rung der Raum­tem­pe­ra­tur über das Fens­ter.

Das SBZ in Kürze

Eine lange Tra­di­tion in der Beglei­tung und Betreu­ung von Seh­ge­schä­dig­ten bil­det die Grund­lage für das Seh­be­hin­der­ten- und Blin­den­zen­trum Südbayern (SBZ). 1889 eröff­nete der Ver­ein für Seh­ge­schä­dig­ten­er­zie­hung e. V. die Blin­den­an­stalt in Augs­burg.

Aus die­ser ging das heu­tige SBZ her­vor, das seit 1983 in Unter­schleiß­heim behei­ma­tet ist. Mit unse­rer auf Erfah­rung und Kom­pe­tenz gegründeten Ange­bots­pa­lette ver­ste­hen wir es als unsere Auf­gabe, blin­den sowie seh­be­hin­der­ten Kin­dern und Jugend­li­chen opti­male Ent­wick­lungs­chan­cen für ihr spä­te­res selbst­be­stimm­tes Leben zu eröff­nen. Unser Ziel ist es, die in jedem Ein­zel­nen vor­han­de­nen Fähig­kei­ten zu akti­vie­ren und zu för­dern. Zu die­sem Zweck ent­wi­ckeln wir jeweils ein spe­zi­el­les, indi­vi­du­el­les För­der­kon­zept und arbei­ten mit Kli­ni­ken, nie­der­ge­las­se­nen Ärz­ten, The­ra­peu­ten, Arbeits­äm­tern, dem Blin­den­bund und ande­ren Insti­tu­tio­nen zusam­men.

So wer­den die uns anver­trau­ten Kin­der und Jugend­li­chen auf ein eigen­stän­di­ges und eigen­ver­ant­wort­li­ches Leben vor­be­rei­tet. Zu unse­rem Zen­trum gehö­ren eine Grund‑, Mit­tel- sowie eine Real­schule für blinde und seh­be­hin­derte Kin­der und Jugend­li­che. Ange­schlos­sen sind die Frühförderung, eine schul­vor­be­rei­tende Ein­rich­tung, eine heil­päd­ago­gi­sche Tages­stätte, ein heil­päd­ago­gi­sches Heim, der Mobile Son­der­päd­ago­gi­sche Dienst (MSD) sowie ein inte­gra­ti­ver Hort und eine Kin­der­krippe. Unsere Arbeit in der Ein­rich­tung ist geprägt von ver­netz­tem Han­deln, das durch eine enge Koope­ra­tion der drei päd­ago­gi­schen Berei­che Schule, Heim und Fach­dienst erreicht wird. Wir gestal­ten ein har­mo­ni­sches Zusam­men­le­ben mit Kin­dern, Jugend­li­chen und Mit­ar­bei­tern, das sich durch gegen­sei­tige Ach­tung aus­zeich­net.

Hil­de­gard Mayr, Direk­to­rin SBZ

Brand­schutz­maß­nah­men mit dem Ein­bau von Ein­zel­raum­reg­lern ver­bun­den

Die Direk­to­rin des SBZ, Frau Hil­de­gard Mayr, nahm behörd­lich ver­ord­nete Brand­schutz­maß­nah­men und die damit ver­bun­de­nen Bau­maß­nah­men zum Anlass, auch die Elek­tro­in­stal­la­tion zu moder­ni­sie­ren.

Im Zuge die­ser Arbei­ten bot es sich an, auch Lei­tun­gen für die Ein­zel­raum­re­ge­lun­gen zu ver­le­gen. Par­al­lel dazu kam auch eine Nachrüstung von Heiz­kör­pern in ther­misch beson­ders benach­tei­lig­ten Räu­men ins Spiel; diese wurde aber aus Kostengründen wie­der ver­wor­fen. Statt­des­sen ent­schied sich die Lei­tung des SBZ für eine Bestands­auf­nahme aller Räume mit Wär­me­bild­ka­mera, um die Ver­le­gung der Fuß­bo­den­hei­zungs­rohre zu doku­men­tie­ren. Diese Bestands­auf­nahme war not­wen­dig, um eine exakte Zuord­nung der Heiz­kreise am Ver­tei­ler zu den jewei­li­gen Räu­men zu gewähr­leis­ten und die Dros­sel­werte für den hydrau­li­schen Abgleich fest­zu­le­gen.

Eine Aus­schrei­bung des Fabri­kats ThermoZYKLUS als Leit­fa­bri­kat für die gefor­der­ten tech­ni­schen Eigen­schaf­ten führte dazu, dass sich der wirt­schaft­lichste Bie­ter der Moder­ni­sie­rungs­maß­nahme für den Her­stel­ler Thermozyklus, Gau­ting, ent­schied.

Über­zeu­gend für den Bau­herrn war nicht nur die ver­briefte Rege­lungs­ge­nau­ig­keit von ± 0,15 K nach der euro­päi­schen Zer­ti­fi­zie­rung Eu-Cert, son­dern auch der geringe bau­li­che und hydrau­li­sche Ein­griff in das Heiz­sys­tem und der zen­trale Zugriff auto­ri­sier­ter Per­so­nen über die PCi-Soft­ware auf alle rele­van­ten Werte, inklu­sive Nut­zer­his­to­rie des jewei­li­gen Rau­mes. Ins­ge­samt wur­den zwölf Dop­pel­haus­hälf­ten mit je acht Räu­men mit Ein­zel­raum­re­ge­lun­gen nachgerüstet. Dabei sind immer 18 Ein­zel­raum­reg­ler auf eine Zen­tral­ein­heit geschal­tet, die über Ether­net mit dem zen­tra­len Netz­werk des SBZ ver­bun­den ist.

Der Ein­bau der elek­tro­ther­mi­schen Ein-/Aus-Stell­an­triebe erfolgte in die bestehen­den Heiz­kreis­ver­tei­ler, die sich im Erd- und Ober­ge­schoss einer jeden Dop­pel­haus­hälfte befin­den. Dort wird auch der manu­elle hydrau­li­sche Abgleich der ein­zel­nen Regel­zo­nen auf Basis der nach­träg­li­chen hydrau­li­schen Berech­nung vor­ge­nom­men. In den jewei­li­gen Räu­men ist ein Tem­pe­ra­tur­sen­sor ohne Ein­griffs­mög­lich­keit für den Nut­zer instal­liert.

Der Ein­griff in das bestehende hydrau­li­sche Sys­tem war gering. Neu sind die elek­tro­ther­mi­schen Stell­an­triebe mit Auf-/Zu-Funk­tion und die Stan­dard-Dros­sel­ven­tile für den hydrau­li­schen Abgleich.
Rege­lung exak­ter und kom­for­ta­bler als erwar­tet

Mit der stu­fen­weise Inbe­trieb­nahme der Thermozyklus-Ein­zel­raum­reg­ler hat für Michael Set­zer, stell­ver­tre­ten­der Direk­tor des SBZ, eine neue (Heiz-)Zeit begon­nen: „Nach der Ein­re­gu­lie­rungs­phase müssen wir uns kaum noch um die Hei­zung kümmern; es gibt so gut wie keine Kla­gen mehr, die Räume sind weder zu warm noch zu kalt. Alle Sonderwünsche der ver­schie­de­nen Wohn­grup­pen sind auf der zen­tra­len Bedien­ebene hin­ter­legt“.

Beson­ders beein­druckt ist Set­zer von der Rege­lungs-Cha­rak­te­ris­tik der Ven­tile, die ent­we­der „Auf“ oder „Zu“ sind. Set­zer dazu: „Damit kann man offen­sicht­lich die typi­sche Träg­heit einer Fuß­bo­den­hei­zung, aber auch Stör­grö­ßen wie offene Fens­ter, viel schnel­ler und genauer aus­re­gu­lie­ren als mit ste­tig regeln­den Ven­ti­len“.

Auch die Doku­men­ta­tion jedes ein­zel­nen Regel­krei­ses sowie die Dar­stel­lung am PC sieht Set­zer als sehr hilf­reich an. „Wir kön­nen anhand der His­to­rie der Raum­tem­pe­ra­tur­kurve und der Regel­stel­lung der Ven­tile nach­voll­zie­hen, wann Fens­ter geöff­net bzw. geschlos­sen wur­den und wann plötz­lich innere Las­ten, zum Bei­spiel durch Kochen, auf­ge­tre­ten sind“. Wenn überhaupt noch Beschwer­den kom­men, sind die Gründe dafür leicht über das PC-basie­rende Gebäude-Moni­to­ring­pro­gramm her­aus­zu­fin­den. Auch die Umpro­gram­mie­rung von Heiz­zei­ten bzw. Raum­tem­pe­ra­tu­ren erfolgt zen­tral über die auto­ri­sier­ten PC; vor Ort in den Räu­men ist nur ein Fühler instal­liert.

„Diese zen­trale Ver­wal­tung der Raum­tem­pe­ra­tu­ren hat sich bewährt“, sagt Set­zer. Und wei­ter: „Das Sys­tem kann sogar unter­schei­den, ob in einem Raum nur die Luft durch ein geöff­ne­tes Fens­ter oder auch die Wände abgekühlt sind“.

Und wie sieht es mit der Ener­gie­ein­spa­rung durch die Ein­zel­raum­re­ge­lung aus? Für Michael Set­zer als Ver­tre­ter des SBZ stan­den die Ver­bes­se­rung des Raum­kom­forts und das Moni­to­ring über den PC im Vor­der­grund. Die von Thermozyklus pro­gnos­ti­zierte Ener­gie­ein­spa­rung von rund 20 % werde man jedoch im Auge behal­ten.

Die Zen­tral­ein­heit ist über Ether­net mit dem zen­tra­len Netz­werk des SBZ ver­bun­den. Die Bedie­nung erfolgt über PCi-Soft­ware durch die Haus­tech­nik. Eine Beson­der­heit ist die Option, die Tem­pe­ra­tur- und Rege­lungs­his­to­rie für jeden Raum auf­zu­ru­fen.
Fazit

Das SBZ hat ohne­hin not­wen­dige Bau­maß­nah­men zum Anlass genom­men, die als pro­ble­ma­tisch gel­tende, zen­tral nach der Außen­tem­pe­ra­tur gere­gelte Fuß­bo­den­hei­zung in zwölf Dop­pel­haus­hälf­ten mit Ein­zel­raum­re­ge­lun­gen von Thermozyklus nachzurüsten. Die typi­schen Beschwer­den – zu warm, zu kalt – sind damit Ver­gan­gen­heit. Wich­tig für den Betrei­ber ist das zen­trale, PC-basie­rende Moni­to­ring der Ist- und Soll­werte in den 96 mit Fuß­bo­den­hei­zung tem­pe­rier­ten Räu­men. Als ein sehr hilf­rei­ches Werk­zeug sieht der Betrei­ber die raum­be­zo­gene Doku­men­ta­tion der Tem­pe­ra­tur­his­to­rie.

Eine Infor­ma­tion der ThermoZYKLUS GmbH & Co. KG, Gau­ting
Erschie­nen in: Moderne Gebäu­de­tech­nik | Son­der­aus­gabe 2018 | Anzei­gen-Son­der­pu­bli­ka­tion